Eine Frage der Sympathie?
Die Wahl des richtigen Züchters ist meist auch eine Sympathie-Entscheidung. Oft täuscht aber der erste Eindruck – ein guter Internetauftritt und ein seriöses Auftreten sagen selten etwas über die Qualität der Zuchtstätte aus. Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr auserwählter Züchter seriös ist, fragen Sie beim jeweiligen Zuchtverband nach (für Labrador-Retriever in Österreich: ÖRC, Deutschland: DRC, LCD, Schweiz: www.retriever.ch) oder suchen Sie den Zwingernamen auf der Webseite von www.fci.be. Scheint der Zwingername dort nirgendwo auf, sind Sie höchstwahrscheinlich an einen unseriösen Züchter geraten, der Ihnen Hunde mit falschen Papieren verkauft.
Einen Hund kauft man nicht über das Internet!
Es gibt so viele Züchter, dass die wirklich Guten für einen Laien oft schwer erkennbar sind und die Gefahr groß ist, in die Hände eines Hundehändlers/Vermehrers zu laufen. Hände weg von Welpen die in Tageszeitungen oder diversen Internetportalen inseriert werden! Einen Hund kauft oder bestellt man nicht über das Internet. Diese Hunde kommen meist aus katastrophalen Verhältnissen – sind manchmal todkrank oder auch verhaltensgestört, weil sie viel zu früh von ihrer Mutter getrennt wurden (manchmal sogar schon mit 4 Wochen). Bei schlechter Aufzucht und frühzeitiger Trennung von der Mutter können diese Hunde unter Umständen auch gefährlich werden.
Oftmals werden Welpen bei Einkaufscentern direkt aus dem Kofferraum verkauft…oder der „Züchter“ bietet Ihnen an, den Hund an einem vereinbarten Treffpunkt an Sie zu übergeben. Hände weg…diese Hunde stammen meist aus sogenannten Zuchtfabriken aus dem Ausland. Man sollte so einen Welpen auch nicht aus Mitleid kaufen – denn für jeden verkauften Welpen den Sie vom Vermehrer „retten“, werden 3 weitere Welpen unter grausamsten Bedingungen nachgezüchtet. Benachrichtigen Sie lieber den Tierschutz + Amtsveterinär – nur so kann das Leid der Tiere aus Vermehrer-Fabriken vielleicht irgendwann gestoppt werden. Viele Infos hierzu finden Sie zB auf folgender Seite: http://augen-auf-beim-welpenkauf.com/
Hunde kauft man auch nicht in einer Zoohandlung...denn auch diese Tiere stammen meist von Vermehrern. Kein seriöser Züchter übergibt seine Welpen an eine fremde Person, damit diese seine Babies verkauft. Seriöse und liebevolle Züchter möchten den Kontakt zu ihren Welpenkäufern aufrecht erhalten und ihnen mit Rat & Tat zur Seite stehen...ein Hundeleben lang!
Es gibt unzählige Geschichten von todkranken sogenannten Rassehunden, die ständig den Besitzer wechseln. Sparen sie nicht am falschen Fleck: die Anschaffungskosten eines Rassehundes bei einem seriösen Züchter sind gering im Vergleich zu den Tierarztkosten die bei einem Hund aus einer schlechten Zucht anfallen können!
Warum FCI-Papiere eben doch wichtig sind!
Hunde ohne Papiere sind meistens „günstiger“ als Hunde mit Papieren. Auch wenn Sie der Meinung sind keine Papiere zu brauchen, da Sie ja weder züchten noch Ihren Hund bei diversen Ausstellungen präsentieren wollen: Papiere sind wichtig! Sie geben Auskunft über die Ahnen des Welpen, deren Gesundheit und Wesen. Die gezielte Zucht von rassetypischen Hunden erfordert Datensammlungen und Aufzeichnungen bis zum Ursprung der gewünschten Rasse. Die FCI (Fédération Cynologique Internationale) ist der am längsten bestehende Dachverband mit den meisten Aufzeichnungen. Die FCI organisiert weltweit die Zuchtregelung und erkennt pro Land einen Dachverband an. In Österreich ist das der ÖKV (österreichischer Kynologenverband). Dieser Dachverband beauftragt dann wiederum einen Club, der die Zucht der jeweiligen Rasse kontrolliert. Beim Labrador ist das der ÖRC (österreichischer Retrieverclub).
Retriever-Züchter des ÖRC unterliegen strengen Kriterien und werden eingehenden Überprüfungen unterzogen. Die Verwandten eines Welpen aus ÖRC-Zucht sind augenuntersucht, Hüft-, Schultern- und Ellenbogengeröntgt und müssen mittels Blutgentest auf die Erbkrankheiten prcd-PRA, EIC, CNM und HNPK untersucht werden (eine genaue Beschreibung dieser Krankheiten habe ich für Sie auf meiner Homepage zusammengefasst: Erbkrankheiten). Außerdem müssen die Elterntiere mindestens den Formwert „sehr gut“ erhalten um eine Zuchtzulassung zu bekommen. Eine Formwertbeurteilung erscheint Ihnen vielleicht nicht wichtig – aber der Formwert ist kein „Gütesiegel“, dass der Hund hübsch ist, sondern sagt aus, ob der Hund optisch der jeweiligen Rasse und dessen Rassestandard entspricht. Und das IST wichtig…sonst sieht die Rasse in 15 Jahren vielleicht nichtmehr so aus wie heute.
Zuchthündinnen des ÖRC haben einen Mindest- und Höchstalterschutz, dürfen maximal 4 Würfe im Laufe ihres Lebens bekommen, zwischen den Würfen müssen mindestens 12 Monate liegen und die Hündinnen dürfen maximal 2x per Kaiserschnitt gebären. Anders ist das bei Vermehrern: Dort werden die Hündinnen oft mit Hormonspritzen behandelt damit sie so schnell wie möglich wieder läufig sind und somit sofort wieder eingedeckt werden können. Ich will mir das Leid dieser Hündinnen gar nicht vorstellen müssen.
Die Kosten für einen Welpen aus FCI-Zucht
Ein Labrador-Welpe aus FCI-Zucht kostet im Durchschnitt etwa € 1.500,- bis € 1.800,-. Dieser Preis schreckt potentielle Käufer oft ab, wenn man jedoch bedenkt, welche Auflagen die Zuchtstätte zu erfüllen hat, dann ist auch der Preis gerechtfertigt. Kaum ein seriöser Züchter kann von seiner Zucht leben…ordentliche und seriöse Hundezucht kostet Zeit und viel Geld. Von der Mitgliedschaft im Zuchtverband, diversen Schulungen und Seminaren zum Thema Zucht + Aufzucht, den Kosten für die Gesundheitsuntersuchungen, die Gesundheitschecks der Mutterhündin vor dem Deckakt, Progesterontests zur Bestimmung des richtigen Deckzeitpunktes, Kosten für den Deckrüden, Futterzusätze und Spezialnahrung für die trächtige Hündin, Ultraschalluntersuchung der Hündin, Wurfkiste, Welpenspielgeräte, Ausstattung für den Welpenbereich (Decken, Wärmelampen, Spielzeuge und vieles mehr), Waschmittel und Desinfektionsmittel (bei meinem A-Wurf hatte ich Ausgaben für Wasch- und Reinigungsmittel in Höhe von € 500,-), Tierarztuntersuchungen, Impfungen/Chip/Entwurmungen, bis zur Wurfabnahme und den Ahnentafeln, kommen so einige Ausgaben auf einen zu. Ich nehme mir für die Zeit der Welpenaufzucht zusätzlich unbezahlten Urlaub von meinem Nebenjob im Büro und lege meine Selbständigkeit als Hundefotografin für 2 Monate still.
Worauf Sie achten sollten beim Besuch des Züchters
Vermehrer und auch „Züchter“ von Hunden ohne Papiere können nett und bemüht sein und sich gut um die Welpen kümmern. Mit Rassezucht hat das jedoch wenig zu tun – denn dazu benötigt man die über Jahrzehnte gesammelten Daten über Wesen, Gesundheit und Formwert der Ahnen. Zucht ist mit viel Hintergrundwissen zu Genetik, rassetypischen Eigenschaften und Gesundheit verbunden. Ein seriöser Züchter wird Ihnen die Mutterhündin zeigen, Fotos und Kopien aller Unterlagen vorlegen (Zuchtzulassung, FCI-Papiere, Gesundheitsuntersuchungen – von der Mutterhündin UND dem Deckrüden), er hat eine überschaubare Anzahl an Hunden und hat immer Zeit die Fragen des künftigen Welpenbesitzers zu beantworten. Die Welpen sollten gepflegt sein, nicht verwahrlost, keine kahlen Fellstellen oder Flöhe und keine aufgebissenen Wunden aufweisen. Ebenso sollten die Welpen einen guten Ernährungszustand haben und einen freundlichen und aufgeschlossenen Eindruck machen (keine Scheu vor Fremden). Die Welpen haben Zugang zu vielen unterschiedlichen Spielsachen und diversen Alltagsobjekten, sind voll eingebunden in den Züchteralltag, der Umgang mit den Welpen ist liebevoll und Besuch kommt wohldosiert zu den Welpen – nicht umgekehrt. Außerdem erkundigt sich der Züchter auch ausgiebig über SIE, um einigermaßen sicherzustellen, dass seine Welpen in gute Hände kommen.
Auch im Tierheim gibt es tolle Hunde
Wer also einen Rassehund mit den gewünschten Eigenschaften haben möchte, sollte beim FCI Rassehundeclub kaufen. Wer nicht unbedingt einen reinrassigen Labradorwelpen möchte, sollte sich in den örtlichen Tierheimen umsehen: Hier sitzen auch Labradormischlinge die meist schon etwas älter sind…wenn man sich ausreichend Zeit nimmt den Hund kennenzulernen, weiß man ungefähr worauf man sich einlässt und kann mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld einen wundervollen Begleiter finden. Sollten noch Fragen bestehen, dürfen Sie sich gerne bei mir melden…oder sie kontaktieren direkt den für Ihre Rasse zuständigen Club.
Susi Erhartt - Labrador vom rosa Schlössl
Labrador-Zucht mit Herz & Verstand - aus Liebe zur Rasse